Mein Darm
Die Liebe geht durch den Magen, das Wohlbefinden durch den Darm
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Über 400 verschiedenen Arten von Bakterien bietet er Lebensraum. Die Zahl der Bakterien entspricht 1.600 mal der Anzahl der Menschen, die auf unserem Planeten wohnen. Wer glaubt, sein Körper stelle gegenüber der lebendigen Umwelt ein abgeschlossenes System dar, verfällt dem Irrtum und der Täuschung seiner groben Sinneswahrnehmung. In Wahrheit verkörpern wir sog. „offene Systeme" und sind damit in einer kaum vorstellbaren Dynamik mit der Welt der Mikroben, der Bakterien vernetzt und verbunden, ja gar auf eine Weise abhängig, dass ohne sie das Leben gar nicht möglich gewesen wäre. |
In den vergangenen Jahrmillionen hat sich zwischen Mensch und Mikroben ein Zusammenleben entwickelt, welches analog den übrigen in der Natur vorkommenden Phänomenen erstaunlich konstant und stabil ist und möglichst alleine gelassen werden sollte. „Alleine" bedeutet jedoch Unversehrtheit i.S. des Zustandes der vergangenen Jahrtausende. Dass diese Forderung heute nur noch Illusion und Wunschtraum bedeutet, ist die traurige Bilanz unserer „Wissenschaft und Forschung" und der modernen Zivilisation. |
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![]() Bakterien überdecken die Darmschleimhaut |
Dieses fast als Naturkonstante aufzufassende Zusammenleben Mensch / Bakterien zum gegenseitigen Nutzen (Symbiose) findet beim Homo sapiens seine maximale Ausprägung im Darmtrakt, mit seiner Kontaktfläche von gegen 400m2 (Tennisplatzgrösse) (die Haut: ca 1.7m2)! Konstant auch deshalb, weil (bisher) aus der unüberschaubaren riesigen Anzahl von verschiedenen Keimgattungen und -arten nur ganz bestimmte aus der natürlichen Entwicklung für den Menschen selektioniert wurden. Es sind immer die gleichen Hauptgruppen von Bakterien, die im Darm angetroffen werden, gleichgültig, ob man in Sibirien oder in Australien geboren wurde. |
Daraus lässt sich schon unschwer die immense Bedeutung dieser bestimmten Flora für den Menschen und seine Gesundheit erahnen. Leider treffen wir heute jedoch immer häufiger Störungen dieser Flora, dieses „Milieu exterieur" an. Die bisherige bittere Erfahrung zeigt uns, dass diese Veränderungen eingreifende Störungen unserer Gesundheit bewirken können.
"Gute" Bakterien
Escherischia Coli | Lactobacillus | Bifidusbakterium |
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Unerwünschte Bakterien
Klebsiella pneumoniae | Pseudomonas aeruginosae | Enterobacter cloacae |
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Bedeutung der Darmflora
- Aufbau und Aufrechterhaltung einer mikrobiellen Barriere gegen Fremdkeime
- Förderung von Stoffwechsel und Durchblutung der Darmschleimhaut
- Beeinflussung des Immunsystems
- Anregung der Darmbeweglichkeit
- Abdichten der Darmwand vor bakteriellen Invasionen
- Produktion von Vitaminen (B12, Biotin, Folsäure, Pantothensäure, Vorstufen von Vitamin K u.a.m.)
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Die (normale) Darmflora stellt eine mikrobielle Barriere dar für die Ansiedlung und Vermehrung pathogener Erreger ("Dysbiose") wie Salmonellen und verhindert überschiessendes Wachstum von krankmachenden Keimen. Diese Abwehr-Kompetenz wird als „Kolonisationsresistenz" bezeichnet und drückt aus, wie viele Fremdkeime notwendig sind, um eine Infektion im Darmtrakt auszulösen. |
Eine interessante als auch bedenkliche Beobachtung geht davon aus, dass für eine Salmonelleninfektion in den 60er Jahren allgemein mindestens 100'000 Keime notwendig waren. Heute braucht es nur noch 100!
Wie wird die Fremdinvasion durch die Bakterien abgewehrt? Die Bakterien verhindern das Ansiedeln der Fremdkeime durch ihre Besetzung der potentiellen Haftstellen am Darmepithel (Raumbeanspruchung, Nischenbesetzung). Ebenfalls sind die normalen Darmbewohner in der Lage, natürliche antibiotische Substanzen (kurzkettige Fettsäuren, abgebaute Gallensäuren, Schwefelwasserstoff, Wasserstoffperoxid u.a.m.) herzustellen. Die Darmkeime konkurrieren um Nährstoffe, Vitamine und andere Wachstumsfaktoren, senken das pH des Milieus ab durch die Freisetzung von Endprodukten des Kohlenhydratabbaus (Milchsäure, Essigsäure u.a.m.) und verbrauchen den begehrten vorhandenen Sauerstoff selber auf. Die Ansäuerung (Absenkung des pH-Wertes) durch die normale Flora verhindert zudem Fäulnisvorgänge und die Resorption von Toxinen wie Ammoniak (aus der Eiweissverdauung). Je pathologischer der Stoffwechsel, um so mehr wird der Organismus mit giftigen Produkten überflutet, die die Leber als erste Filterstation unschädlich machen muss.
Zur Aufrechterhaltung ihres Energiehaushaltes ist die Dickdarmschleimhaut auf die von der Standortflora produzierten kurzkettigen Fettsäuren angewiesen. Vor allem sind es die Essig- und Buttersäure, die bis zu 50% des Energiebedarfs der Schleimhaut abdecken. Sie regen ausserdem die Darmperistaltik an und stimulieren die Resorption wichtiger Spurenelemente. Auch die positive Wirkung der Ballaststoffe wird auf diese Tatsache zurückgeführt (Ballaststoffe bei keimfrei aufgezogenen Versuchstieren praktisch ohne Wirkung!).
Das Immunsystem des Neugeborenen erlebt über den Darm den ersten intensiven Kontakt mit der mikrobiellen Welt. Dieser enge Kontakt wirkt das ganze Leben, weshalb ca 80% des Immunsystems im Dünn- und Dickdarm anzutreffen ist. Nur Dank unserem Darmtrakt bringt uns nicht jede banale Erkältung ins Grab.
Mögliche Dysbiose Zusammenhänge
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Weitere mögliche Zusammenhänge
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Welche sind die möglichen Ursachen einer Dysbiose?
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"Antibiotika rettet Leben" |
Durch die prinzipielle Stabilität der Darmflora können bei korrekter und zwingender Indikation folgenlos kurzfristig Antibiotika eingesetzt werden. Gefährlich wird es bei wiederholten Gaben verschiedener und breitbandiger Antibiotikasorten („wenn das eine nichts nützt, versuchen wir ein anderes..." u.s.w.). Vor allem in den Spitälern ist die damit verbundene Entwicklung von resistenten Keimen gefürchtet. Diese „Spitalkeime" entstehen nicht an der feuchten Nische am Waschbecken, sondern eben im Darm der Patienten!
Massnahmen bei Darmflora-Störungen
Wenn immer möglich, müssen Ursachen erkannt und behoben werden. Je nach Art der Fehlbesiedlung kann unter Umständen zu einer kurzfristigen Antibiotikagabe gegriffen werden, stellt jedoch dank anderer komplementärmedizinischen Möglichkeiten eine seltene Ausnahme dar. Die wichtigsten Therapien sind:
- Kostumstellung i.S. einer darmflorafreundlichen Ernährung
- Regulation des Stuhlganges
- Vermehrte Bewegung an der frischen Luft
- Gesunde Lebensweise
- Einnahme von darmfloraaufbauenden Bakterienpräparaten
- Colon-Hydro-Therapie
- Antipilzmittel bei Pilzbefall
- Verdauungsenzyme
- Anregung des Immunsystems
- Weglassen von allergisierenden Nahrungsmitteln und darmbelastenden Medikamenten (nicht ohne den Arzt!)
Krankhafte Darmflora | Normale Darmflora |
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